Billiger Strom – Optionen genau abwägen
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Die Vielfalt der Stromanbieter und Tarif-Varianten eröffnet Ihnen enorme Einsparmöglichkeiten, wenn Sie den zu Ihren Vorstellungen passenden Tarif auswählen. Allerdings sind dabei einige Besonderheiten zu beachten, denn nicht immer erweist sich billiger Strom auch auf den zweiten Blick als ein Schnäppchen. Wir werden für Sie die größten Risiken ermitteln, mit denen Sie bei der Auswahl konfrontiert werden können. Die Abwägung der Chancen, also der niedrigen Preise, und der Risiken, nämlich der vertraglichen Vereinbarungen, sollten Sie dann entsprechend Ihrer persönlichen Präferenzen vornehmen.
Billiger Strom – ein relativer Begriff
Für Verbraucher, die noch die überdurchschnittlich teuren Grundversorgungstarife nutzen, bringt der Wechsel zu einem günstigen Stromanbieter bereits eine enorme Ersparnis. Selbst die jährliche Neu-Orientierung am sich stark bewegenden Strommarkt kann unter dem Strich effektiv sein, denn nicht zuletzt die Neukunden-Boni drücken die Kosten enorm. Allerdings sind die Ansprüche sehr unterschiedlich, extrem billiger Strom ist nämlich in der Regel mit anderen Abstrichen verbunden. Einige Beispiele sollen Ihre Aufmerksamkeit schärfen, um bei der Benutzung des Strompreisvergleichsrechners souverän und überlegt agieren zu können.
Pakettarife
Diese Tarife eröffnen die Möglichkeit, sehr billigen Strom zu beziehen: Sie erwerben von vornherein ein bestimmtes Strom-Kontingent für ein Jahr. Wenn Sie beispielsweise genau einschätzen können, dass sich der Jahresverbrauch nicht stark verändern und damit auf einem gut zu erfassenden Niveau einspielen wird, können Sie von einem solchen Angebot Gebrauch machen. Allerdings gehen Sie damit auch einige Risiken ein:
- Sie beziehen 3.500 KWh und leisten dafür Ihre Zahlungen.
- Verbrauchen Sie unter dem Strich weniger, haben Sie einen Teil des Geldes umsonst bezahlt, denn Ihr Stromversorger wird keine Rückerstattung vornehmen.
- Benötigen Sie allerdings über das Kontingent hinaus Strom, zahlen Sie dafür einen deutlich höheren Preis.
Für den Stromlieferanten bedeutet ein Pakettarif, dass er fest mit diesem Umsatz und den entsprechenden Einnahmen rechnen kann – er wird Ihnen einen sehr günstigen Preis machen. Muss er zusätzliche Liefermengen bereitstellen, lässt er sich das gut bezahlen.
Fazit: Pakettarife
Wer absolut billigen Strom beziehen und die Risiken eingehen will, kann hier enorm Geld sparen.
Tarife mit Mehr- oder Minderverbrauchsaufschlag
Ähnlich funktionieren die Tarife mit Mehr- oder Minderverbrauchsaufschlag, auch diese gewährleisten einen vergleichsweise billigen Strom. Bei dieser Variante sind Sie ebenfalls gefordert, sich auf die zu erwartende Verbrauchsmenge festzulegen, denn die Tarife sehen mengenmäßige Staffelungen vor. Um in unserem Beispiel von einem zu erwartenden Jahresverbrauch von 3.500 KWh zu bleiben:
- Verbrauchen Sie weniger als die angegebenen 3.500 KWh, beispielsweise nur 3.300 KWh, rutschen Sie in eine andere Tarifstufe und die gesamte Abrechnung wird darauf umgestellt.
- Bei einem Mehrverbrauch, zum Beispiel 3.700 KWh, passiert dasselbe, die gesamte Berechnung im Tarifvergleich stimmt nicht mehr mit den realistisch berechneten Werten überein.
- Nur wenn Ihr Jahresverbrauch sich wirklich um die angegebenen 3.500 KWh bewegt, kommen die erwarteten Arbeits- und Grundpreise auch zum Tragen.
Es ist natürlich schwierig, für ein ganzes Jahr vorherzusehen, wie der eigene Stromverbrauch sich entwickeln wird. Tauschen Sie beispielsweise die Haushaltsgeräte gegen energieeffizientere aus oder nutzen künftig Energiesparlampen, können sich die Verbrauchsmengen deutlich reduzieren. Andererseits können weitere elektrische Geräte, ein zusätzliches Haushaltsmitglied oder andere Unwägbarkeiten auch deutlich höhere Strommengen kosten. Prüfen Sie also vor allem die Staffelungen in diesen Tarifen mit Mehr- oder Minderverbrauchsaufschlag genau, um dem möglichst billigen Strom die effektiven Risiken entgegensetzen und eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
Kautionstarife
Mit einer Sonderzahlung zu Beginn der Vertragslaufzeit können Sie sich ebenfalls billigen Strom sichern. Diese Kaution wird nicht verrechnet, sie wird zum Ende der Laufzeit wieder zurückerstattet. Der Sinn dieser Tarif-Variante liegt in der höheren Sicherheit, die sich der Stromversorger für den Fall eventueller Zahlungsprobleme erwirbt – ähnlich wie bei der Kaution, die Sie Ihrem Vermieter zahlen. Andererseits kann der Stromversorger natürlich mit Ihrem Geld arbeiten und Sie gehen das Risiko ein, im Falle einer Insolvenz des Anbieters notfalls ganz auf die Kaution verzichten zu müssen. Billiger Strom ist also auch in diesem Fall mit einigen Abstrichen, die Sie im Bezug auf die Sicherheit Ihrer Zahlung machen müssten, verbunden.
Tarife mit jährlicher Vorkasse
Wenn Sie eine Vorauszahlung für den gesamten Jahresverbrauch leisten, ist billiger Strom Ihnen gewiss – schließlich hat der Versorger seine Einnahmen für das gesamte Jahr bereits generiert. Allerdings belastet diese Zahlung natürlich Ihr Budget, darüber hinaus gehen Sie enorme Risiken ein. Einige Anbieter, die sehr eng kalkuliert und extrem billigen Strom verkauft hatten, mussten in der Zwischenzeit Insolvenz anmelden. Konsequenz für die Kunden:
- Sie dürfen sich mit dem jeweiligen Insolvenzverwalter in Verbindung setzen, ihre Ansprüche nachweisen und geltend machen – und abwarten, um von der Verwertung einer eventuell vorhandenen Insolvenzmasse ein Bruchteil ihrer offenen Forderungen bestritten werden kann.
- Mit Einstellung der Versorgung übernehmen die jeweiligen Grundversorger die Stromlieferung – natürlich zu deutlich höheren Preisen.
- Die Verbraucher müssen sich neu am Markt orientieren, einen alternativen Anbieter auswählen und wechseln.
Natürlich muss dies nicht passieren, der überwiegende Teil der Stromanbieter wirtschaftet sorgsam und nach kaufmännischen Prinzipien. Auf die Risiken weisen wir Sie trotzdem hin, wie der Verbraucherschutz auch empfehlen wir die monatliche Zahlweise.
Laufzeiten, Preisgarantien und Zahlweise
Deutlich weniger Risiken gehen Sie ein, wenn Sie die Laufzeit über 12 Monate hinaus ausdehnen – auch so können Sie relativ billigen Strom beziehen. Natürlich laufen Sie Gefahr, dass während der Laufzeit die Konditionen am Strommarkt fallen und Sie überdurchschnittlich viel bezahlen. Gleichzeitig hängt es von der Dauer der Preisgarantie ab, ob Ihr Versorger die Preise während der Vertragslaufzeit erhöhen darf.
Je länger Sie wiederum die Preisgarantie wählen, umso teurer wird der Strom. Verzichten Sie auf diese Sicherheit, reduziert sich der Preis. Die vertraglichen Gestaltungen reichen in diesem Punkt von gar keiner Preisgarantie bis zur Fixierung der Konditionen über 24 Monate hinaus. Damit geht der Versorger das Risiko ein, bei steigenden Preisen am Strommarkt diese zusätzlichen Kosten nicht auf Sie umlegen zu können, er wird also von vornherein einen Zuschlag zur Minimierung eines eventuellen Verlustes berechnen.
Über die monatliche Zahlweise hinaus haben Sie die Wahl zwischen viertel- und halbjährlich, wenn Sie nicht auf Jahreszahlung umstellen wollen. Je größer das Intervall allerdings ist, desto mehr steigt das Ausfallrisiko. Nicht umsonst empfehlen die Verbraucherschützer die monatliche Zahlweise – wir schließen uns an.
Billiger Strom – sind Qualitätsunterschiede zu erwarten?
Diese Frage wird regelmäßig von Verbrauchern gestellt, wir können Sie absolut beruhigen: Der von Ihnen bezogene Strom ändert sich durch die Auswahl eines anderen Anbieters überhaupt nicht. Es gibt keinen guten, schlechten, hochwertigen oder minderwertigen Strom – Sie nutzen immer dieselbe Qualität. Die verschiedenen Anbieter verkaufen nur ihre Kontingente, die sie wiederum an der Strombörse beziehen oder selbst herstellen. Selbst wenn Sie sich für Ökostrom entscheiden, nutzen Sie keinen anderen Strom als bisher, der Anbieter bekommt lediglich den von Ihnen georderten Verbrauch entsprechend vergütet.
Wenn Sie sich also einen günstigen Stromversorger suchen, verhandeln Sie lediglich die Konditionen, für die Sie Ihren Strom beziehen. Sie können sich vollkommen ohne Bedenken auf dem immer größer werden Markt der Stromversorger orientieren, eine Alternative suchen – und bei der nächsten Gelegenheit wieder den Stromanbieter wechseln, ohne dabei irgendwelche Abstriche in der Versorgung hinnehmen zu müssen.
Wie entstehen die Preisunterschiede?
Diese Überlegung ist durchaus berechtigt, denn die Unterschiede in den Tarifen sind erheblich, wirklich billiger Strom kann bis zu 25 Prozent unter dem Niveau der Grundversorger liegen. Die Ursachen sind vielfältig:
- Die Grundversorger müssen die Stromversorgung auch dann gewährleisten, wenn die Bonitätsprüfung schlecht ausgefallen und mit Zahlungsausfällen zu rechnen ist.
- Darüber hinaus springen sie auch kurzfristig ein, wenn Zeiträume zwischen zwei Verträgen überbrückt werden müssen – die anteiligen Verwaltungskosten steigen dadurch drastisch an.
- Der grundlegende Versorgungsauftrag erlaubt es diesen Anbietern schon von Natur aus, deutlich über dem Marktdurchschnitt liegende Preise zu verlangen.
Darüber hinaus sind seit der Deregulierung des Strommarktes im Jahr 1998 nach und nach immer mehr Anbieter auf den Markt geströmt, die den großen Konzernen, die bis dahin ihre Marktdominanz ausgenutzt haben, eine echte Konkurrenz machen. Die meist kleinen oder mittelständischen Stromversorgungsunternehmen aus unserem Stromvergleich haben sich von vornherein mit schlanken Verwaltungsstrukturen und modernen Technologien aufgestellt – billiger Strom gehört zu den entscheidenden Wettbewerbsvorteilen.
Natürlich spielt auch das Internet eine wesentliche Rolle, denn die Online-Abwicklung vieler Verwaltungsangelegenheiten bringt unter dem Strich drastische Einsparungen, die an die Verbraucher weiter gegeben werden können. Es hängt also entscheidend von der Kostenstruktur des Stromanbieters ab, in die auch die Ausgaben für Werbung und Marketing fallen, welche Preise er den Verbrauchern berechnen kann. Die zusätzlichen Steuern, Abgaben und Gebühren sind schließlich für alle Unternehmen gleich.